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Arsenal glänzt im Derby gegen Chelsea - Süddeutsche Zeitung

Passend zu Weihnachten beschenkte der FC Arsenal seine Fans mit einer lang ersehnten Namenspielerei. Sie hat ihren Ursprung im Spät-60er-Diskohit "I Want To Take You Higher" der Band Sly & The Family Stone, deren Refrain die Stelle enthält: Boom-Shaka-Laka-Laka! Diesen Slangbegriff hat vor allem der Basketball adoptiert, weil die Aussprache dem Sound eines krachenden Dunkings ähnelt, bei dem der Ball mit beiden Händen von oben in den Korb gestopft wird.

Als sich Arsenals Bukayo Saka vor zwei Jahren von den Junioren zu den Profis hochspielte, kombinierten die Anhänger sofort seinen Nachnamen mit dem der Mitspieler Alexandre "Laca" Lacazette und Granit Xhaka. Hintereinander gesprochen, klingen die drei Namen wie die Lautform des verehrten "Shaka-Laka-Laka". Allerdings boten die Spieler kaum Anlass zur Anwendung der Vokabel - bis zum Boxing Day am Samstagabend.

Beim 3:1 im London-Derby gegen den weit höher eingestuften FC Chelsea trafen für Arsenal erstmals Lacazette (34./Elfmeter), Xhaka (44./Freistoß) und Saka (56./Kunstschuss) zusammen in einem Pflichtspiel. Wie Sky-Kommentator Martin Tyler anmerkte, konnte man nun fast gar nicht mehr anders, als zu rufen: Boom-Laca-Xhaka-Saka!

Diesen flüchtigen Moment der Erhabenheit kostete Arsenal mit seinen Fans in den sozialen Medien aus, und das wollte man keinem verdenken, nachdem die bis dato letzte Meisterschaft - Boom-Shaka-Laka-Laka! - mittlerweile 16 Jahre her ist. Damals verloren die "Invincibles", die Unbesiegbaren, kein Spiel in der Premier League.

Von einem derartigen Ausreißer nach oben hat sich Arsenal sukzessive entfernt. Nach sieben sieglosen Ligaspielen in Serie mit lediglich drei Toren haben die Gunners mit dem Prestigeerfolg über Chelsea zumindest ein weiteres Absinken in der Tabelle verhindert. Viel tiefer hätte es aber sowieso nicht mehr gehen können, weil der Klub vor dem Spieltag mit Platz 15 bloß vier Punkte vor den Abstiegsrängen lag.

Das positive Resultat könnte einen Heilungsprozess im Klub einleiten und Mikel Arteta aus dem Fokus entziehen, der für Arsenal auf den Tag genau vor einem Jahr am zweiten Weihnachtsfeiertag sein erstes Spiel als Trainer in Bournemouth (1:1) bestritt.

Stattdessen rücken die Medien jetzt Chelsea-Coach Frank Lampard auf die Pelle. Sein Team hat den Sprung in die Spitzengruppe verpasst und weiterhin keinen Klub aus den Top-9 der Tabelle besiegt - deutlich zu wenig nach Transfers in Höhe von circa einer Viertelmilliarde Euro. Mit der Wahl der Startelf im Stadtduell mit Arsenal hat sich Lampard zum wiederholten Male in der Saison (schon 27 Spieler eingesetzt) keinen Gefallen getan.

Obgleich üppiger Alternativen liefen die angeschlagenen Verteidiger James und Chilwell von Beginn an auf, im Mittelfeld erhielt Mateo Kovacic überraschend den Vorzug vor Kai Havertz (der lediglich für 16 Minuten mitmachen durfte) - und Timo Werner agierte erneut auf der ungeliebten Position des linken Außenangreifers. Nach einer Halbzeit wechselte Lampard ihn aus. Begründung: Werner habe dem Team "mit und ohne Ball nicht genug" gegeben.

Seit zehn Pflichtspielen wartet der deutsche Nationalspieler auf ein Tor - so lange wie zuletzt zwischen März und September 2016, als er in zwölf Bundesliga-Partien in Serie nicht traf. Ebenfalls zur Pause musste Kovacic seinen Platz für Jorginho räumen, der in der 91. Minute seinen bereits dritten Elfmeter in dieser Saison vergab. Auf der Bank reagierte Mittelstürmer Olivier Giroud mit Sarkasmus auf seine Nicht-Berücksichtigung gegen den Ex-Verein; immerhin gelang seinem Kontrahenten Tammy Abraham der späte Anschlusstreffer (85.).

Am schlimmsten dürfte für Lampard jedoch der Umstand gewogen haben, keinen Vorteil aus dem geschwächten Arsenal gezogen zu haben - aber vermutlich lag genau darin die Schwierigkeit. Während Arsenals zurückliegender Negativserie musste sich Arteta die Kritik anhören, zu oft an etablierten Spielern festzuhalten.

Die Abwesenheit einiger Stammkräfte nutzte er nun für einen Umschwung im Team, indem er sowohl auf Rekordzugang Nicolas Pépé verzichtete als auch auf den angeschlagenen Kapitän Pierre-Emerick Aubameyang. Als deren Vertreter tobten sich in der Offensive die jungen, unbelasteten Saka (19), Martinelli (19) und Rowe (20) aus, deren Tatendrang das Team spürbar aufputschte.

Nach gutem Saisonstart schien Arsenal durch einige Unstimmigkeiten aus der Balance gekommen zu sein. Zunächst ging es um den Disput zwischen Arteta und Abwehrchef David Luiz (fehlte gegen Chelsea grippekrank). Im Herbst beklagte sich Luiz, 33, über seine Missachtung am Spieltag, weil er aus seiner Sicht nach auskurierter Verletzung wieder einsatzfähig gewesen wäre. Während den Länderspielen im November verpasste Luiz dann seinem Kollegen Dani Ceballos nach einem Trainingszwist eine blutige Nase.

Zum Unmut von Arteta wurde der Vorfall an die Öffentlichkeit getragen. Und kürzlich prallten Luiz und Gegenspieler Jiménez im Spiel heftig mit den Köpfen zusammen. In Abstimmung mit Arteta ließ ihn die medizinische Abteilung des Klubs eine halbe Stunde weiterspielen, ehe bei Luiz hinterher eine Kopfverletzung diagnostiziert wurde, die eine zweiwöchige Pause bedeutete. Mit dem Brasilianer wollte sich Chelseas Lampard einst im Sommer 2019 wohl nicht abmühen, woraufhin er entschied, den sehr fähigen, aber nicht leicht zu führenden Luiz lieber an Arsenal abzugeben.

Neben der Luiz-Posse kassierte Arsenal vor Weihnachten drei Platzverweise in fünf Ligaspielen, darunter Tätlichkeiten von Xhaka und Pépé. Nicht besser macht die Lage die Ausbeute des Torjägers Aubameyang: Seit der kostspieligen Vertragsverlängerung im September bis 2023 gelangen ihm nur zwei Ligatreffer.

Zudem fehlt seit Wochen der für 50 Millionen Euro von Atlético Madrid fürs Mittelfeld geholte Thomas Partey, dessen alte Oberschenkelblessur aufgebrochen ist. Und die Wortbeiträge des aussortierten Spielmachers Mesut Özil - gerade scheint er damit beschäftigt zu sein, seine Zukunft ab Sommer 2021 zu gestalten (Tendenz: türkische Liga) - helfen dem Verein auch nicht, endlich zur Ruhe zu kommen. Aber vielleicht hat Arsenal das schlechte Karma jetzt erst mal verschrien durch das unverwechselbare: Boom-Laca-Xhaka-Saka!

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