ARD-Sonntagskrimi: Der Dresden-»Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL
Wenn der Stresstest zum Dauerzustand wird: Gorniak und Winkler ermitteln unter Sanitätern. Der »Tatort« als Kriegsreport aus der vordersten Front des Gesundheitswesens
Das Szenario:
Notstand bei den Notfallsanitätern. Nach dem Mord an einem Sanitäter ermitteln Gorniak (Karin Hanczewski) und Winkler (Cornelia Gröschel) zwischen Rettungskräften am Rande des Nervenzusammenbruchs. Auf der Straße schlägt den Helfern regelmäßig der Hass entgegen, im Einsatz fehlen ihnen oft die nötigen Mittel. Mittendrin: die junge Mutter Greta Blaschke (Luise Aschenbrenner), die sich zwischen Kinderbetreuung, Schichtdienst und Junkieattacken aufgerieben sieht.
Der Clou:
Der Stresstest als Dauerzustand. Die Dreharbeiten fanden mit Unterbrechungen in den ersten Monaten der Coronakrise 2020 statt, als es zum Teil noch keine ausgearbeiteten Hygienekonzepte in der Film- und Fernsehbranche gab. Auch ohne direkte Corona-Bezüge in der Handlung schwingt in diesem »Tatort« die Überlastung des medizinischen Personals im Krisenmodus mit.
Das Bild:
Blut, das in Zeitlupe aus dem Hals eines Kindes in eine Plastikröhre sickert. Die Sanitäterin versucht, ein Mädchen nach einem allergischen Schock zu intubieren, reißt dabei jedoch die Luftröhre auf. Das Kind, das so alt ist wie die eigene Tochter der Sanitäterin, stirbt unter ihren Händen.
Der Dialog:
Eine deprimierte Rettungskraft spricht am Ende einer langen Schicht mit einer der Kommissarinnen über ihren Arbeitsalltag.
Sanitäterin: »Für die Drogis sind wir doch eine rollende Apotheke. Da kommt nachts ein Anruf. Wir fahren zu einem abgelegenen Parkplatz. Wir haben ja keine Wahl. Und dann wartet da 'n Typ mit 'nem Messer. Wollen Sie mal was sehen? (Zeigt Narbe am Hals.) Halsschlagader, vier Millimeter verfehlt. Da hatte ich noch Glück.«
Kommissarin: »Konnte der Täter ermittelt werden?«
Sanitäterin: »Ermittelt, verurteilt, und er sitzt. Aber was bringt das? Es gibt doch massenhaft solche Typen da draußen.«
Der Song:
»Somebody« von Depeche Mode: Die frühe analoge Schmachtballade der Synthie-Emos läuft, während die Rettungshelferin endlich wieder ein Rendezvous hat, nachdem sie die Tochter ins Bett gebracht hat. Doch der Typ ist schnell wieder weg, die Frau bleibt allein mit Alkohol und Tabletten zurück. Endstation Sehnsucht.
Die Bewertung:
7 von 10 Punkten. Der umständliche Mordplot hätte gar nicht notgetan: Kriegsreport von der vordersten Front des Gesundheitswesens.
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