
Ricarda Seifried als Obdachlose: »Ohne Wohnung hast Du keine Chance.«
Foto: Martin Valentin Menke / WDR»Ohne Wohnung hast Du keine Chance«, sagte zum dramatischen Finale die Sozialarbeiterin. »Am Ende gewinnt immer die Straße.« Da nahm der Krimi noch mal Fahrt auf. Die Sozialarbeiterin war die Mörderin der Obdachlosen, um die sie sich eigentlich kümmerte. Grund für die Tat war ein kleiner Betrag, den die Frau von Spenden abzog, um damit die eigene kleine Wohnung zu bezahlen, die sich sonst nicht hätte leisten können. Das hatte die Tote herausgefunden, deshalb musste sie sterben.
Am Ende blickte Ballauf auf den Rhein und sagte: »Wie verzweifelt muss man sein.« Schenk: »Oder wie beschissen alles andere.« Da fokussierte der »Tatort« noch mal auf die Themen Armut und Ausgrenzung, der vorher durch den forcierten Stilwillen seiner Schöpfer aus dem Blick geraten waren.
In unserer Kritik schrieben wir: »Sozialreportage? Milieudrama? Poverty-Soap? Dieser hübsch fotografierte Elendskrimi leidet über Strecken an einer erheblichen dramaturgischen Schieflage. Der Dreck der Straße, hier dient er oft nur als Dekor.« Wir gaben 4 von 10 Punkten. Was halten Sie von dem »Tatort«?
Vielleicht haben Sie am Sonntag aber gar nicht den »Tatort« eingeschaltet, sondern den Auftakt zur dritten »Ku'damm«-Staffel. Dann könnten Sie sich an diesem Montagabend den zweiten Teil in der linearen Ausstrahlung ansehen (oder den ersten in der ZDF-Mediathek abrufen). Erstaunlich, dass es den Verantwortlichen trotz einiger arg zugespitzter Konflikte gegen Ende immer noch gelingt, in hohem Tempo von dem Rock'n'Roll-Rausch und der Geschichtsvergessenheit in der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu erzählen.
Ein weiterer »Tatort« mit dem Team um Schenk und Ballauf wurde im Dezember abgedreht. Es geht darin um einen Mord im Schauspielermilieu. Vor der Kamera standen Nina Kronjäger, Thomas Heinze und Martin Feifel. Drehbuch und Regie übernahm das eingespielte Doppel Wolfgang Stauch und Torsten C. Fischer, das schon den starken Köln-»Tatort« über Altlasten aus DDR-Zeiten verantwortlich zeichnete. Der bislang noch etwas blasse Arbeitstitel der Folge: »Die Frau des Mörders«.
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