Das Szenario:
Gentrifizierung auf die Knochenbrechertour: Karow (Mark Waschke) und Rubin (Meret Becker) müssen den Mord am Juniorchef eines Familienunternehmens aufklären, das gerade eine Immobilie im Wedding luxussaniert und deshalb die alten Mieter rauszuekeln versucht. Gleichzeitig kämpft die Kommissarin mit der Heizung in der eigenen Wohnung, offenbar will auch ihr Vermieter sie vor die Tür setzen. Wo man in Berlin auch hinschaut: überall nur Unbehauste.
Der Clou:
Dieser »Tatort« versucht zu erklären, weshalb das Dach über dem Kopf zur prekären Angelegenheit wird, wenn ein entfesselter Markt die Mieten bestimmt. Dabei entstand der Krimi schon bevor das Bundesverfassungsgericht im April den Berliner Mietendeckel kassierte. Hier wird gezeigt, wie erfinderisch Immobilienverwalter dabei sind, Gesetze zum Schutz von Mietern zu umgehen.
Das Bild:
Eine leere weiße Wohnung, aus der gerade eine Familie rausgeschmissen wurde. Am Türrahmen prangen noch die Zentimeterangaben, die über das Wachstum der Kinder Zeugnis ablegten. Einer von vielen traurigen Einblicken in diesem »Tatort« in die Wohngräber und Mietgruften von Berlin.
Der Dialog:
Kommissarin Rubin sitzt nachts mit einem heißen Kaffee in ihrem Auto und telefoniert mit dem Kollegen Karow.
Rubin: »Das ist jetzt das dritte Mal, dass diese Scheißheizung im Arsch ist.«
Karow: »Wer sagt denn, dass sie kaputt ist?«
Rubin: »Heizung wird nicht warm, also ist sie kaputt.«
Karow: »Vielleicht ist es ja auch eine kalte Entmietung.«
Rubin: »Malen Sie mal nicht den Teufel an die Wand.«
Karow: »Sie hatten doch auch letztens Feuer im Keller.«
Rubin: »Das waren irgendwelche Gören, die gezündelt haben.«
Karow: »Oder es war eine warme Entmietung. Ergebnis ist das Gleiche.«
Der Song:
»Lovertits« von Peaches. Rubin versucht sich gerade mit diesem Elektro-Track und einer Flasche Rotwein in ihrer ausgekühlten Wohnung wegzuballern, da kreuzt Kollege Karow auf, den sie dann unverzüglich zu einer zombiesken Nummer im Türrahmen zwingt. Auch der Sex lässt die Wohnparzellen in diesem »Tatort« nicht warm und behaust aussehen.
Die Bewertung:
8 von 10 Punkten. Vier Zimmer, Küche, Tod: Mal süffiger, mal feinsinniger Themenkrimi über den Häuserkampf in der Hauptstadt.
Die Analyse:
»Tatort: Die dritte Haut«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste
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