Unglück am »Rust«-Filmset: Alec Baldwin spricht erstmals über getötete Kamerafrau - DER SPIEGEL

Von Paparazzi verfolgt stoppte Alec Baldwin seinen Wagen und nahm erstmals Stellung zu den Schüssen auf Halyna Hutchins: »Sie war meine Freundin.« Und er glaube nicht an eine Fortsetzung des Drehs.

»Sie war meine Freundin«, sagte Schauspieler Alec Baldwin am Samstag über die Kamerafrau Halyna Hutchins, die beim Dreh zu dem Western »Rust« durch einen Schuss aus einer Filmwaffe ums Leben kam

Foto: Carlo Allegri / REUTERS

Nach seinem tödlichen Schuss auf eine Kamerafrau am Filmset ist Alec Baldwin in Vermont am Samstag erstmals vor die Kameras getreten, um Stellung zu dem Unglück zu nehmen. Zuvor hatten Paparazzi ihn und seine Familie längere Zeit im Auto verfolgt.

»Sie war meine Freundin«, sagte Baldwin über die Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins, die er tödlich verletzt hatte. »An dem Tag, an dem ich in Santa Fe ankam, um mit den Dreharbeiten zu beginnen, habe ich sie mit Joel, dem Regisseur, zum Abendessen eingeladen«, sagte Baldwin zu Paparazzi in einem Video, das die Klatschseite »TMZ« veröffentlichte. In dem Video erklärt der Schauspieler, er bezweifle, dass die Arbeit an dem Western »Rust« nach dem tödlichen Vorfall fortgesetzt werde.

Der Schauspieler kritisierte die Paparazzi dafür, ihm und seiner Familie zu folgen. Seine Kinder säßen im Auto und weinten deshalb. Baldwin sagte außerdem, dass er »sehr interessiert« an der laufenden Kampagne für eine Beschränkung von Waffen an Filmsets sei. Zu den Ermittlungen dürfe er sich aber nicht äußern.

Bei dem Vorfall während der Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western »Rust« auf einer Filmranch in Santa Fe im Bundesstaat New Mexico war am 21. Oktober Chef-Kamerafrau Halyna Hutchins (42) tödlich verletzt und Regisseur Joel Souza (48) an der Schulter getroffen worden. Baldwin (63), der als Hauptdarsteller und Produzent bei dem Film mitwirkt, hatte die Waffe bei der Probe für eine Szene abgefeuert. Ermittlungen ergaben, dass in dem Colt eine echte Patrone steckte. Ein Regieassistent räumte ein, er habe die Sicherheitsvorkehrungen nicht strikt befolgt und die Waffe nur unvollständig geprüft.

Auch die bei den Ermittlungen im Fokus stehende Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed hat sich inzwischen zu dem Fall zu Wort gemeldet. Sie wies Vorwürfe der Nachlässigkeit am Set zurück. Sie habe »keine Ahnung«, wo die dort gefundene scharfe Munition hergekommen sei, ließ die 24-Jährige über ihre Anwälte in einem Schreiben mitteilen, aus dem mehrere US-Medien zitierten.

Die Waffenmeisterin beklagte in einem Schreiben unsichere Arbeitsbedingungen. »Das gesamte Set wurde wegen verschiedener Faktoren unsicher, einschließlich fehlender Sicherheitsbesprechungen«, zitierten unter anderem der Sender NBC News und die »Los Angeles Times« aus dem Schreiben. Dies sei nicht die Schuld der Waffenmeisterin gewesen, so die Anwälte. Die 24-Jährige sei gleich für zwei verschiedene Aufgaben eingestellt worden, daher sei es für sie extrem schwierig gewesen, sich auf ihre Arbeit als Waffenmeisterin zu fokussieren.

Der Filmproduzent und Geschäftsführer der Filmproduktionsfirma Ufa, Nico Hofmann (»Unsere Mütter, unsere Väter«, »Ku'damm 56«), hält ein tödliches Unglück wie im Fall von Alec Baldwin auch in Deutschland für möglich, sagte Hofmann der Deutschen Presse-Agentur. Waffen am Filmset seien immer gefährlich. »Doch der Fall in den USA hat sicher auch damit zu tun, dass dort ein anderer Umgang mit Waffen herrscht als hier«, so Hofmann. Zudem gelte an deutschen Filmsets immer das ungeschriebene Gesetz, dass man mit einer Waffe nie direkt auf einen anderen Menschen ziele, sondern daneben.

che/dak/dpa

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