Mit ihrem heißersehnten zweiten Studioalbum geht Billie Eilish den nächsten Schritt. Statt einfach nur da weiterzumachen, wo sie mit ihrem Über-Debüt aufgehört hat, erweitert die junge Sängerin ihr Repertoire um eine Prise Positivität.
Als Billie Eilish im Jahr 2017 von einem BBC-Reporter gefragt wird, ob sie denn die neue Pop-Hoffnung sei, zuckt die damals gerade 16-jährige Newcomerin nur ahnungslos mit den Schultern. Vier Jahre später kommt an Billie Eilish niemand mehr vorbei. Sieben Grammys, zwei Brit-Awards und ein 53 (!) mal mit Platin ausgezeichnetes Nummer-Eins-Debütalbum sprechen eine deutliche Sprache.
Wohl nichts wird im Sommer des Jahres 2021 von Freunden des gepflegten Mystic-Pop sehnlicher erwartet als das zweite Studioalbum einer Sängerin, die sich vor wenigen Jahren noch "unsicher" und "orientierungslos" fühlte. Nun liegt das zweite Eilish-Schaffen endlich auf dem Tisch und die Urheberin ist "Happier Than Ever".
Reifer und konturenhafter
So richtig fröhlich fällt der erste Eindruck aber dann doch nicht aus. Auf dem Cover posiert Billie Eilish im Stile einer schläfrig ins Nirgendwo blickenden 70s-Schaufensterpuppe. Gut, dass der Schein manchmal trügt - so wie auch im Fall von "Happier Than Ever". Die fünf vorab veröffentlichten Album-Appetizer skizzieren ein Sound-Lyric-Gesamtbild, das sich reifer, konturenhafter und am Ende des Tages auch positiver durch die Boxen schält. Es geht um Selbstliebe, Selbstfindung und Geheimhaltungsvereinbarungen.
Zwar drängt sich die unterkühlte, stets mystische Atmosphäre, die bereits auf dem Debütalbum die Richtung vorgab, auch diesmal in den Vordergrund. Aber unter der traurig-tristen Oberfläche schlummern viele positive Vibes. Der Rest des Albums schließt sich dem an.
Viel Dur unter der Molldecke
Das eröffnende "Getting Older" markiert diesbezüglich vielleicht das dickste Ausrufezeichen. Ersetzte man hier das hippe Gehüpfe und Geblubber im Background durch klassische Gitarren, dann hätte man plötzlich lieblich klingenden Folk-Pop im Ohr. Ebenfalls mit unterschwelliger Positivität unterwegs: das in Richtung Cocktailbar schielende "Billie Bossa Nova". Auch die schluchzende Piano-Ballade "Halley's Comet" versteckt viel Dur unter der Schutz bietenden Molldecke.
Alles klingt ein bisschen, als wolle sich ein langsam entwickelnder positiver Perspektivansatz aus dem Dunkeln ins Licht wagen. Billie Eilish verkündete vor einigen Wochen, dass die Entstehungsphase des Albums von "Entspanntheit, Freude und viel Spaß" geprägt gewesen sei. Spätestens nach dem zweiten Durchlauf nickt man der Sängerin zu.
Ein erster Ausbruchsversuch
Sicher, die erwarteten Verdächtigen wie das wabernde Orgeldrama "Not My Responsibility", das auf verkopften Beats trippelnde "OverHeated" und das trauernde Stillleben "Everybody Dies" wecken viele Erinnerungen an die Monate kurz vor Beginn der Pandemie, als der Name Billie Eilish plötzlich in aller Munde war. "Happier Than Ever" ist aber mehr als "nur" ein stilistisch ähnlich gestrickter "When We All Fall Asleep, Where Do We Go?"-Nachfolger. Der zweite Studiostreich aus dem Hause Eilish ist ein erster Ausbruchsversuch.
Wer genau hinhört, der nimmt eine junge Sängerin wahr, die gereift ist. Mit "Happier Than Ever" erfindet sich Billie Eilish nicht neu. Aber die junge Stil- und Sound-Ikone mit der ausgeprägten Be-yourself!-Attitüde erweitert ihr Repertoire. Da scheint plötzlich hin und wieder die Sonne durchs Fenster der verdunkelten Eilish-Basis. Und was man sieht und hört, das gefällt.
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