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Französischer Filmstar: Jean-Louis Trintignant gestorben - DER SPIEGEL

Jean-Louis Trintignant (1930-2022)

Jean-Louis Trintignant (1930-2022)

Foto: ZUMA Wire / IMAGO

Der französische Filmstar Jean-Louis Trintignant ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das teilte seine Familie am Freitag mit. Trintignant spielte in etwa 160 Filmen und Theaterstücken, darunter in »Ein Mann und eine Frau« von Claude Lelouch und in Michael Hanekes Drama »Liebe«.

Bekannt wurde er, als er 1956 in der Rolle des schüchternen Ehemanns an der Seite von Brigitte Bardot in dem Film »Und ewig lockt das Weib« auftrat – und dann eine Liaison mit der Schauspielerin einging. Trintignant verabschiedete sich wegen einer privaten Tragödie für mehrere Jahre von der Kinowelt, nachdem seine Tochter Marie 2003 von ihrem Partner, dem Sänger Bertrand Cantat, zu Tode geprügelt worden war.

Trintignant, der mit allen namhaften Regisseuren seiner Zeit zusammengearbeitet hat, galt als »Ausnahmeschaupieler«, als einer der großen Stars des französischen und europäischen Kinos. Als seine große Liebe bezeichnete Trintignant jedoch das Theater: »Ich glaube, dass ich auf der Bühne viel besser als im Film bin«, bekannte er einmal in einem Interview. Die besten Schauspieler, sagte er außerdem, seien die, »die am meisten fühlen und am wenigsten zeigen«.

Jean-Louis Xavier Trintignant wurde am 11. Dezember 1930 in Piolenc/Vaucluse (Südfrankreich) als Sohn eines wohlhabenden Industriellen geboren. Mit seiner Mutter, die ihren Sohn bis zur Grundschule als Mädchen erzogen hatte, verband ihn ein enges Verhältnis. Geprägt wurde er auch durch zwei Onkel, die beide Rennfahrer waren. Dies war auch sein erster Berufswunsch, später wurde es sein Hobby.

Das Schauspielstudium in Paris nahm Trintignant eigentlich nur auf, um seine extreme Schüchternheit zu überwinden. Seine Bühnenlaufbahn begann 1951 mit der Rolle des Mortimer in »Maria Stuart«. Fürs Kino entdeckte ihn der Regisseur Roger Vadim, der Trintignant mit Brigitte Bardot zum Traumpaar zusammenspannte. Der große Kino-Durchbruch gelang Trintignant 1966 mit »Ein Mann und eine Frau«. Darin brillierte er als passionierter Rennfahrer. Das Drehbuch war ihm von seinem Freund Claude Lelouch auf den Leib geschrieben.

Nach diesem internationalen Erfolg konnte sich Trintignant die Rollen aussuchen. Er spielte unter anderem die Hauptrolle in Claude Chabrols »Zwei Freundinnen« (1968), einen unbestechlichen Staatsanwalt in »Z« (1969) und einen intellektuellen Faschistenmörder in »Der große Irrtum« (1970) – stets faszinierte er durch die außergewöhnliche Sparsamkeit seiner Gesten. Er drehte pro Jahr drei bis vier Filme, darunter 1983 François Truffauts »Auf Leben und Tod«.

In den Neunzigerjahren nahm er immer weniger Kinorollen an, konzentrierte sich mehr aufs Theater. Ausnahmen machte er etwa für Krzysztof Kieślowskis Film »Drei Farben: Rot« (1994) oder den Science-Fiction-Film »Immortal – New York 2095: Die Rückkehr der Götter«, in dem die realen Schauspieler in einer am Computer animierten, virtuellen Welt agierten.

Als Alterswerk besonders gefeiert wurde 2012 dann sein Spiel an der Seite von Emmanuelle Riva in Michael Hanekes vielfach ausgezeichnetem Kammerspiel »Liebe«, in dem ein Mann seine Frau nach deren Schlaganfall pflegt. Trintignants Darstellung brachte ihm den Europäischen Filmpreis und den César als bester Schauspieler ein. Im September 2013 kündigte er den Rückzug ins Privatleben an. Regisseur Haneke lockte ihn aber für »Happy End« (2017) aus dem Ruhestand, und bei einer zweiten Fortsetzung von »Ein Mann und eine Frau« unter der Regie von Claude Lelouch war Trintignant 2019 wieder dabei.

Trintignant war in erster Ehe mit der Schauspielerin Colette Dacheville (alias Stéphane Audran) verheiratet. 1961 heiratete er die Filmregisseurin Nadine Marquand. In dieser 1976 geschiedenen Ehe wurden drei Kinder geboren, Marie, Pauline und Vincent. Die 1969 geborene Pauline kam als Baby durch den plötzlichen Kindstod ums Leben. Marie und Vincent traten in die Fußstapfen des Vaters und wurden ebenfalls Schauspieler. Seine Tochter Marie, zu der er ein besonders inniges Verhältnis hatte, starb 2003 infolge schwerer Kopfverletzungen, nachdem sie von ihrem Freund Bertrand Cantat, dem Frontmann der Band Noir Desir, verprügelt worden war.

Wie seine dritte Ehefrau, die Ex-Rennfahrerin Marianne Hoepfner Trintignant, in einer von der Nachrichtenagentur AFP verbreiteten Erklärung mitteilte, ist Jean-Louis Trintignant am Freitagmorgen friedlich an Altersschwäche gestorben – bei sich zu Hause im Département Gard, umgeben von seinen Nächsten.

feb/AFP

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